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Die Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule Horb a. N. veranstaltete am 19. und 20. Oktober Demokratietage. Mit mehr als 20 Projekten und Exkursionen am Start, mit dem Ziel, die Demokratie zu würdigen und sich antidemokratischen Tendenzen in der Gesellschaft entgegenzustellen.
Antidemokratische Tendenzen in der Gesellschaft sind wieder auf dem Vormarsch, auch in Baden-Württemberg. Aus Sicht des Schulleiters Jochen Lindner wurde dies letztes Jahr deutlich, als auf demokratisch legitimen Demonstrationen in Baden-Württemberg verfassungswidrige Aussagen gemacht wurden und Polizisten angegriffen wurden. Lindner nahm ein Gespräch mit seinem Schulleiterkollegen Oberstudiendirektor Armin Wüstner (Eduard-Spranger-Schule) als Inspiration, nach einem Weg zu suchen, um die Schulgemeinschaft für das Thema Demokratie zu sensibilisieren. „Als Beamte haben wir einen Amtseid geleistet, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht zu achten und zu verteidigen. Es ist unsere Pflicht, zu handeln gegen die Ausbreitung von antidemokratischen Ideen“ gab er seinem Kollegium im Dezember 2021 zu Verstehen. Seine Idee war es, zu diesem Zweck eine Veranstaltung am Anfang des Schuljahres 2022/2023 durchzuführen. Dieser Idee schloss sich das Kollegium an.
Laut Lindner handelte es sich um die größte Veranstaltung seit mehr als zwölf Jahren an der Schule. Aus dem Kollegium wurde der Vorschlag aufgegriffen, schulweite unterschiedliche Projekte mit Demokratiebezug durchzuführen. In insgesamt 23 Projekten konnten sich Schüler in der Altersspanne von ca. 15 bis 35 Jahren schulartübergreifend und gemischt eintragen.
Die Aktion bestand aus zwei Teilen: Als Vorbereitung diente ein vorgelagerter sogenannter zweistündiger „Basiskurs Demokratie“, der allen 780 Schülern die Grundsätze der demokratischen Grundordnung des Landes Baden-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland vermitteln sollte. Eine Woche später standen dann zwei Tage zur Verwirklichung der Projekte und deren Präsentation über die gesamte Schule hinweg zur Verfügung. In dieser Phase galt es, Werte und positive Assoziationen gegenüber der Demokratie zu vermitteln. Wie Lindner betonte, standen hier mehr Bauch und Herz als Kopf und Wissen im Vordergrund. Die Demokratietage sollten in Erinnerung rufen, dass es sich lohnt, die Demokratie und die damit verbundenen Werte zu bewahren und zu verteidigen.
Die von der Lehrerschaft erstellten Projektthemen wiesen ein hohes Maß an Diversität auf und boten unterschiedliche Zugänge und Bezüge zum Thema Demokratie.
Der Fächer von Angeboten reichte von mehrstündiger Podiumsdiskussion mit Politikern sämtlicher Landtagsfraktionen, über Gefährdungen der Demokratie durch extremistische Einflüsse, „Hidden Codes“ politischer Extremisten, das Ehrenamt und seine Rolle in der Gesellschaft, Geocaching-Route in der Raumschaft Horb mit Fragen zum Thema Demokratie, Besuch des Landtages, Besuch des Rathauses Horb und Information zum Jugendgemeinderat, Besuch jüdischer Gedenkstätten in Rexingen, Demokratisch-nachhaltige Energiewende, Erstellen von Erklärvideos für Erstwähler, Einfluss des Geldes auf die Demokratie, bis hin zur Frage: Wie demokratisch/fair ist der Handel von Lebensmitteln und allgemeinen Waren?
Am anschließenden Projekttag wurde den Projektgruppen ermöglicht, die gemachten Erlebnisse und Ergebnisse der Projektarbeiten zu reflektieren und im Schulgebäude der Schulgemeinschaft zu präsentieren. Während der Zeit des „Marktes der Möglichkeiten“ pulsierte das Leben in der Schule. Alle Beteiligten konnten sich über die Ergebnisse anderer Projekte informieren und mit bisher fremden Mitgliedern der Schulgemeinschaft in Verbindung treten.
Der allergrößte Teil der anschließend befragten Schülerinnen und Schüler äußerten sich am folgenden Schultag sehr positiv über die Projekttage und bewerteten die zwei Projekttage als echten Gewinn. Einige sprachen sich für eine Wiederholung in den kommenden Schuljahren aus. Schulleiter Jochen Lindner resümierte nach diesen zwei vollen Tagen im Zeichen der Demokratie, dass man stolz sein könne auf die Leistung, die Schule erbracht habe. Er zeigte sich dankbar, dass sich das Kollegium seinem Aufruf zur Durchführung der Demokratietage angeschlossen habe.
Als Schulleiter freue er sich sehr über diese Rückmeldung, da diese Tage im Zeichen der Demokratie einen sehr großen Energieaufwand für die Schule bedeutet hätten. Gleichzeitig sei es aber auch ein Bildungsauftrag, der jedoch leider aufgrund der zu vermittelnden berufsfachlichen Kompetenzen an beruflichen Schulen oft in den Hintergrund gedrängt werden würde.
Schüler besuchen den Landtag in Stuttgart. Dort konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Plenarsaal platznehmen und erfuhren von Abgeordneten aller im Parlament vertretenen Parteien, wie eine Sitzung im Landtag abläuft. Die Teilnehmenden konnten Fragen stellen und hörten von den Abgeordneten, wie diese zu bestimmten politischen Streitfragen stehen. Die Projektgruppe präsentierte den anderen Schülerinnen und Schülern ihre Erkenntnisse und stellte in einem zum „Plenarsaal“ umfunktionierten Klassenzimmer die Wahl zum Ministerpräsidenten interaktiv nach.
Auch im Schulhaus konnten Schülerinnen und Schüler mit Politikerinnen und Politikern sprechen. Fünf verschiedene ortsansässige Parteivertreter waren zu Einzeldiskussionen nacheinander eingeladen, sich den intensiv vorbereiteten Schülerfragen zu stellen. Anwesend waren Dr. Timm Kern (FDP), Angelika Reutter (AFD), Wolf Hoffmann (Grüne), Michael Kessler (CDU) und Jérôme Brunelle (SPD).
Besuch des Bürgerkulturhaus in Horb. Im Besprechungszimmer trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Jugendgemeinderäte Iva Rigotti und Jakob Pagel. Dabei erfuhren die Projektgruppe einiges über die Arbeit und die Bedeutung des Jugendgemeinderates.
Unter dem Titel „Blackstory“ fand eine geführte Besichtigung jüdischer Gedenkstätten statt. Die Teilnehmenden besuchten das Museum Jüdischer Betsaal, sowie den jüdischen Friedhof in Rexingen.
Unter dem Titel „Blackout – Gibt es Energie nur noch für Reiche?“ erarbeiteten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Patrick Maier, dem Regionalgeschäftsführer Nordschwarzwald des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rahmen einer Ideenwerkstatt, wie eine klimaneutrale, ökologisch nachhaltige und gesellschaftlich leistbare Energieversorgung der Zukunft aussehen kann.
Eine weitere Projektgruppe widmete sich dem überparteilichen und nicht-kommerziellen Projekt „Design Democracy“. Die Teilnehmenden erstellten digitale Poster mit Visualisierungen von demokratischen Werten unter professioneller Anleitung.
Gewerbliche und
Hauswirtschaftliche Schule Horb a. N.
Stadionstraße 22
72160 Horb am Neckar