Wie machen wir als Schule die Schülerinnen und Schüler im Bereich Metallverarbeitung fit für die Zukunft? Diese Frage wurde am Montag, den 22. November, während der Einweihung der Lernfabrik 4.0 in der Beruflichen Schule Horb beantwortet.
In Anwesenheit von Staatssekretär Dr. Patrick Rapp, Landrat Dr. Michael Rückert, den Landtagsabgeordneten Katrin Schindele (CDU), Dr. Timm Kern (FDP), Dr. Uwe Hellstern (AfD) und Oberbürgermeister Peter Rosenberger dankte Schulleiter Jochen Lindner allen, die an der Entwicklung des einzigartigen Konzepts zur Umsetzung und Inbetriebnahme der sogenannten Lernfabrik 4.0 beteiligt waren.
Er hob hierbei die Bedeutung der Beruflichen Bildung im Bereich der Technikerausbildung im Landkreis und die Bedeutung der Beruflichen Schule Horb für die Raumschaft Horb hervor. Die Idee und die Konzeption dieser Lernfabrik entspräche in besonderer Weise den Vorgaben des Wirtschaftsministeriums: Durch eigene Planung und Umsetzung der Vernetzung von Maschinen würden Schülerinnen und Schülern das Zusammenwirken von Produktionsanlagen besser verstehen als bei Komplettlösungen „von der Stange“. Sein Dank richtete sich sowohl an das Wirtschaftsministerium für das Ausrufen des Förderprojekts „Lernfabrik 4.0“, als auch an die Kooperationspartner, die durch Spenden und Fremdleistungen erst das Projekt in dieser „kostengünstigsten, aber definitiv nicht billigen“ Variante möglich gemacht hatten. Deutlich hob Lindner das Bekenntnis des Kreistags zur Beruflichen Bildung hervor, wie dies unter anderem bei der Streichung der Semestergelder für Technikerschüler der Fall gewesen sei, und dankte Landrat Dr. Rückert auch für seinen persönlichen Einsatz.
So sprach Rückert dann auch in Anbetracht der Reichweite der Steigerung der Qualität der Ausbildung in einer solchen Lernfabrik von einem „Leuchtturm in der Region“. An diesem Projekt zeige sich, dass die Landesregierung hinter der beruflichen Bildung stehe. Für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg sei das Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Schule von enormer Bedeutung. Er begrüße die Entscheidung, dass man „kein Konzept von der Stange“ genommen habe, sondern die Lernfabrik selbst entworfen habe. Laut Rückert „beginnt schon mit der Konzeption das Lernen der Schülerinnen und Schüler“.
Staatssekretär Dr. Rapp verwies in seiner Rede auf die großen Vorteile digitalisierter Unternehmen während der Pandemie. Eine Fabrik, die nach dem Vorbild der Horber Lernfabrik aufgebaut sei, könne flexibel auf Materialengpässe reagieren und damit besser durch die Krise kommen. Andererseits würden die besten Maschinen nichts helfen, wenn es einen Fachkräftemangel gebe. Die Berufliche Schule Horb leiste mit ihrer Lernfabrik 4.0 einen entscheidenden Beitrag dafür, dass das Land Baden-Württemberg ausreichend Fachkräfte für die Produktionstechniken der Zukunft habe. In diesem Zusammenhang ermunterte er die Vertreter der Kooperationsfirmen, die Innovationsförderung „Invest BW“ in Anspruch zu nehmen.
Abteilungs- und Projektleiter Enrico Niedzwetzki machte deutlich, wie stark sich die Berufs- und Arbeitswelt wandele. „Bekannte Berufe werden verschwinden, dafür werden Berufe entstehen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können.“ Als Industrie 4.0 bezeichnet man die intelligente und digitalisierte Vernetzung von automatisierten Produktionsabläufen. Diese Produktionsweise erlaubt es, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen. Beim Aufbau des „NeckarFab“ habe man sich bewusst gegen eine Lernfabrik aus dem Katalog entschieden. Stattdessen wurde auf Maschinen und Werkzeuge der Schule zurückgegriffen und diese derart ergänzt, dass es zu der jetzt bestehenden neuen Anlage gekommen sei. Schon während der Vernetzungsphase wurden die ersten Technikerarbeiten ausgegeben. Eine weitere Besonderheit, die derzeit nur in Horb zu finden ist, sei die Partizipation von unterschiedlichen Schularten. Die Lernfabrik ist somit nicht nur wenigen Technikern zugänglich. Als Vorführprodukt hatten die Technischen Produktdesigner des 3-jährigen Berufskollegs Metall verschiedene Fidget Spinner designed. Das Logo der NeckarFab entwarfen Schülerinnen das Technischen Gymnasiums.
Noch vor der Begehung der Lernfabrik konnten die Gäste sich online einen individuellen Fidget Spinner konfigurieren und dann anschließend dessen Produktion live miterleben. Für die Landtagsabgeordnete Katrin Schindele fühlte es sich an „wie Online-Shopping auf dem heimischen Sofa“. Dr. Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher der FDP, war beeindruckt von der Leidenschaft aller Beteiligten des Projektes. „In Horb zeigt sich, dass es eine Top-Ausbildung nicht nur in den großen Städten, sondern auch im ländlichen Raum gibt.“ Oberbürgermeister Rosenberg fügte hinzu: „Hier erscheint alles wie aus einem Guss. Dieser Ausbildungsstandard gibt den Maschinenbauern der Region die Sicherheit, dass sie auch in Zukunft hervorragendes Personal haben werden.“
Gewerbliche und
Hauswirtschaftliche Schule Horb a. N.
Stadionstraße 22
72160 Horb am Neckar